Ausgeschrieben als kernige Tour, geeignet nur für geübte Wanderer mit guter Kondition!
In einer Art Rüstbrief wurden alle, die sich mutig angemeldet hatten, am Tag vor der Tour gebeten, nochmals in sich zu gehen und zu prüfen, ob man physisch und psychisch für diese Herausforderung geeignet ist. Wem das Herz jetzt in die Hosentasche gerutscht ist, konnte noch problemlos absagen. Ich habe – anderes als die anderen Interessierten – versäumt, diesen Rüstbrief zu lesen, war pünktlich am Treffpunkt, das Herz nicht in der Hosentasche, und blieb auch nicht allein. Zehn Wandervögel standen schließlich gestiefelt und geschnürt neben Martin an der neuen Kelter und schauten der Herausforderung mit freudig feurigem Blick ins Auge.
Mit dem Auto fuhren wir zunächst nach Heubach – und dann endlich gleich zu Beginn die ersten 300 von den angekündigten 1000 Höhenmetern! Für alle kein Problem, die Muskeln waren nach dem Anstieg warm, und wir genossen mit einem Lachen im Gesicht die ersten Blicke vom Scheuelberg weit ins Tal der Rems und auf die Kaiserberge.
Der Weg zum Naturfreundehaus Himmelreich auf Naturpfaden, weiter nach Lauterburg und hinunter zur Rems, war „easy going“. In Lauterburg lenkte Martin den Blick auf ein verfallenes Schlösschen im Privatbesitz, das sich uns nicht wirklich im Schlossgewand präsentierte, sondern als steinige Ruine mit einem etwas heruntergekommenen Anbau und von dem Martin sagte, dass dort mal eine Schule untergebracht war. Aber schön und romantisch war die Anlage dennoch, und der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Nach dieser ersten kurzen „Kulturpause“ ging es flotten Schritts steil hinab zur „jungen Rems“. Der flotte Schritt war vom Hunger und der Aussicht auf eine frisch geräucherte Forelle getragen, schließlich waren wir schon mehr als drei Stunden unterwegs. Noch nie habe ich eine entgrätete Forelle wie eine Banane aus der Hand gegessen – heute war Premiere und sie schmeckte zusammen mit dem mitgebachten Vesper vorzüglich!
Nach der ausgiebigen Mittagsrast gingen wir gestärkt die noch vor uns liegenden rund 12 km und 500 hm an. Am Remsursprung wurde nur ein Foto gemacht und kein Fußbad genommen, dafür zügig die Straße überquert, und schon zog ein herrlicher Naturpfad mit traumhaftem Blick durch Streuobstwiesen bergauf und bergab.
Ein flotter Schritt war angesagt, denn die Bäckerei in Lautern, die leckerem Kuchen, Eis und Kaffee versprach, schloss um 16 Uhr. Wir waren vor 16 Uhr dort! Tatsächlich: Eine riesige Kuchenauswahl, der niemand widerstehen konnte. Für diesen Gaumenschmaus nahmen wir uns wieder viel Zeit. So war es beinahe 17 Uhr, als wir zum letzten steilen Anstieg aufbrachen.
Nochmal mindestens 300 hm hoch auf den Rosenstein. Es fing ganz moderat, fast gemütlich an, mit Sinterterrassen und einer stillgelegten Ölmühle, die Martin uns sehr genau erklärte. Aber dann kam doch das dicke Ende. Der Weg wurde schmal und steil, der Schritt etwas langsamer, die Gespräche verstummten, der Puls ging hoch und das Transpirieren blieb auch nicht aus – aber: nach 25 Minuten war es geschafft – wir konnten nun entspannt die Aussicht vom Rosenstein ins weite Land genießen. Auf herrlichem Naturpfad entlang von blühendem Unterholz ging‘s locker weiter voran. Selbstverständlich ließen wir den kurzen Abstecher hinunter zur „Großen Scheuer“, einer Art Felsendom, nicht aus. Die Hütte nahe der Ruine Rosenstein hatte den Gastronomiebetrieb schon geschlossen, deshalb nur eine kleine Trinkpause. Von der Ruine Rosenstein schweifte unser Blick hinunter auf Heubach und auf den Weg und Berg, wo am Morgen unsere Tour begonnen hatte.
Leichtfüßig folgten wir dem schmalen Pfad hinunter ins Tal. Durch Heubach führte uns Martin schließlich mit traumwandlerischer Sicherheit direkt zurück zum Parkplatz.
Ein erlebnisreicher Tag, eine abwechslungsreiche Tour mit vielen Phänomenen am Wegrand ging in bester Stimmung, ohne Blasen an den Füßen oder sonstigen Wehwehchen, aber mit dem Herzen weit raus aus der Hosentasche zu Ende. Alle waren wir uns einig: „Beim nächsten Angebot sind wir wieder dabei.“
Brigitte Kranzer-Hamatschek
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